Seit dem 4. Jahrhundert entstand der Brauch, eine Kirchengemeinde und ihre Kirche unter den Schutz Jesu Christi, der Gottesmutter oder eines anderen Heiligen zu stellen. Hier werden diejenigen Heiligen vorgestellt, die einen besonderen Bezug zur Pfarre haben und von denen Darstellungen in der Pfarrkirche zu finden sind.
Bilder: Alois Eder
Festtag: 29. September
Wie jeder Mensch seinen Schutzengel hat, so haben auch Länder und Völker ihren himmlischen Begleiter. Schutzengel des Volkes Israel ist Michael. Dies kommt im Alten Testament deutlich zum Ausdruck, wo er im Buch Daniel (10,21 bzw. 12,1) als Kämpfer für das Gottesvolk angeführt wird.
Auch im Neuen Testament wird von Michael berichtet: Die Geheime Offenbarung, die große Trostschrift für die verfolgten Christen am Ende des 1. Jahrhunderts, schildert die Bedrohung der Frau (=Kirche) durch den Drachen (=Satan bzw. das römische Weltreich mit dem als Gott verehrten Kaiser an der Spitze); dieser wird letztlich von Michael besiegt (Offb 12,1-9).
Die frühen Christen sahen in Michael ebenfalls ihren Beschützer und Fürsprecher bei Gott. So zeigt ihn die Figur in unserer Pfarrkirche (von Jakob Adlhart, 1969) als Gotteskrieger und Schutzherrn der Kirche: Im Zeichen des Kreuzes (auf dem Schild) siegt er über den Drachen.
Als bedeutendster Diener vor Gottes Thron sowie als Hüter des Paradieses steht Michael auch den Sterbenden bei und geleitet die Seelen der Verstorbenen in den Himmel. Deshalb wird er oft als “Seelenwäger” mit der Waage dargestellt.
Im bäuerlichen Volk spielt(e) Michael vor allem wegen seines Festtages am 29. September eine große Rolle. Dieser Tag markiert das Ende eines Vierteljahres, ist Lostag und vor allem prägnanter Orientierungspunkt für die Aussaat und die anderen Herbstarbeiten.
Kirchen und Heiligtümer des Erzengels wurden vor allem auf Bergen errichtet. Das berühmteste Beispiel dafür ist die ehemalige Abtei Mont-St.-Michel an der Küste der Normandie (Frankreich). Ein hohes Alter zeichnet das Michaelsheiligtum in Form einer Grotte am Monte Gargano (Apulien) aus, wo der Erzengel im 5. Jhdt. mehreren Hirten erschienen sein soll.
Neben anderen Erscheinungen des hl. Michael ist jene in Rom die bekannteste. Als dort die Pest wütete, leitete Papst Gregor d. Gr. 590 eine Bittprozession zu deren Abwendung. Dabei sah er über dem Grabmal des Kaisers Hadrian den Erzengel, wie er sein Schwert in die Scheide steckte – als Zeichen, dass die Seuche bald enden würde. Seitdem wird Michael als Pestpatron verehrt, und das besagte Gebäude erhielt den Namen “Engelsburg”.
Die Gestalt Michaels (der hebräische Name bedeutet “Wer ist wie Gott”) ist für uns heute Mahnung und Aufforderung, das Gute zu suchen und zu tun. Und bei allen Schwierigkeiten, die wir mit einem solchen “kriegerischen” Heiligen haben können, weist uns St. Michael doch darauf hin, dass wir – als Volk Gottes, als Kirche und als einzelne(r) – himmlische Beschützer, Begleiter und Fürsprecher haben. Unser Mühen um das Gute und gegen das Böse ist begleitet und unterstützt von himmlischer Kraft.
Text: Herbert Berndl
Festtag: 11. Juli
Vater des abendländischen Mönchtums” – so wird der heilige Benedikt oft genannt. Mit diesen Worten ist bereits viel über die Bedeutung dieses Mannes für Europa gesagt. Kaum ein anderer vor und nach ihm übte einen derartigen Einfluss auf das Klosterleben und damit auf das geistliche Leben aus wie er. “Ora et labora” (bete und arbeite), diese berühmte Kurzform der Ordensregel ist auch heute noch die Grundlage des Benediktinerordens, der sich auf den hl. Benedikt als Ordensgründer beruft.
Die Legende berichtet uns, dass Benedikt im heutigen Norcia (Nursia) in der Provinz Umbrien um 480 zur Welt kam und dort mit seiner Schwester Scholastika die Kindheit verbrachte. Nach der Schulzeit schickten die Eltern Benedikt zum Studium nach Rom. Der begabte Student floh jedoch vor Vollendung der Studien wegen der Sittenlosigkeit seiner Mitstudenten in die Einsamkeit der Sabiner Berge. Dort führte er drei Jahre lang in einer Höhle ein strenges Büßerleben in völliger Abgeschiedenheit.
Die Brüdergemeinschaft eines nahe gelegenen Klosters ernannte Benedikt dann zu ihrem Vorsteher. Doch als der gebildete Einsiedler den Versuch unternahm, das Leben dieser Gemeinschaft zu ordnen, stieß er auf Widerstand. Man verübte ein Giftattentat auf ihn – Benedikt durchschaute jedoch, dass der Wein, den man ihm reichte, Gift enthielt. Enttäuscht kehrte zu seiner Höhle zurück. Dort scharten sich nach und nach die Einsiedler aus der ganzen Gegend um ihn. Es bildeten sich zwölf kleine Mönchsgemeinschaften, die Benedikt in Klöstern organisierte. Das berühmteste der Klöster Benedikts sollte aber Montecassino (südöstlich von Rom) werden. 529 von ihm gegründet, schrieb er dort seine “Regula Benedicti”, die Benediktinerregel, die zur Grundlage für alle von hier ausgehenden Benediktinerklöster des Abendlandes wurde. Benedikt ist damit gleichsam zum “Baumeister des christlichen Abendlandes” geworden.
Am 21. März 547 (der Überlieferung nach ein Gründonnerstag) starb Benedikt, gestützt von seinen Mitbrüdern, beim gemeinschaftlichen Gebet in der Klosterkirche von Montecassino – sie wurde auch seine Ruhestätte. Ruhe konnte das Kloster seinem hl. Gründer allerdings nicht wirklich bieten. Die Abtei, ein Zentrum der Kultur und Bildung, wurde mehrmals von feindlichen Truppen heimgesucht. Daher wurden 673 Teile von Benedikts Gebeinen an einem 11. Juli (daher der Gedenktag 11. Juli) nach Fleury in Frankreich überführt. Montecassino – das älteste noch bestehende Kloster des Abendlandes – wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg vollkommen zerstört. Bei seinem Wiederaufbau entdeckte man das ursprüngliche Benedikt-Grab.
Verehrung und Brauchtum:
Die Größe und Einzigartigkeit Benedikts für Europa hinterließ ihre Spur in der Frömmigkeit der Gläubigen. Das Tragen der sogenannten “Benediktmedaille” ist auch heute noch weit verbreitet und soll Schutz im Leben und vor dem Bösen bieten. Das darauf abgebildete “Benediktkreuz” enthält die Anfangsbuchstaben lateinischer Sprüche, die die Hinwendung zum Kreuz Christi und die Ablehnung der Macht des Bösen zum Ausdruck bringen. Im ländlichen Bereich wurden “Benedikt-Pfennige” als Amulette benutzt, um Heilung für Mensch und Tier zu erwirken.
Reliquien des hl. Benedikt befinden sich heute an verschiedenen Orten. Eine unbestreitbar echte Benedikt-Reliquie besitzt das Kloster Benediktbeuern. Im Armreliquiar fand man nämlich eine Bleibulle von Papst Hadrian I. (772 – 795). Papst Paul VI. ernannte Benedikt 1964 zum Patron Europas. Damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass das, was der Ordensvater grundgelegt hatte, durch seine “Söhne” den Kontinent nachhaltig geprägt hat.
Darstellung:
Das typische Attribut Benedikts ist der oben erwähnte Giftbecher. Zeichen des Giftes ist dabei die Schlange, die sich aus dem Gefäß (oft kelchförmig) windet. Da aber auch der zweite Kirchenpatron unserer Pfarrkirche, Johannes der Evangelist, mit einem Kelch mit Schlange dargestellt ist (ebenfalls mit Gift-Wein), wählte man bei St. Benedikt – wie auch sonst oft – den Raben als Beigabe. Er bezieht sich auf eine weitere Legende, nach der der Heilige “beseitigt” werden sollte, diesmal von einem eifersüchtigen Weltpriester mittels vergiftetem Brot. Benedikt durchschaute auch diesen Anschlag und befahl einem Raben, der ihn oft besuchte, das Brot wegzuschaffen.
Die wichtigsten Kennzeichen Benedikts aber sind natürlich das Mönchsgewand (mit Kapuze) und der Abtstab.
(vgl. Schauber / Schindler, Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf, ergänzt)
Gedenktag: 15. November
Leopold III. aus dem Haus der Babenberger kam um 1075 zur Welt. Nach dem Tod seines Vaters trat er 1095 als Markgraf die Herrschaft im östlichen Grenzstreifen (“Mark”) des Reiches an, im “ostarichi”. Er starb am 15. November 1136 wurde in Klosterneuburg bestattet und 1485 heilig gesprochen.
Heilig? Ist ein Herrscher nicht unweigerlich in Machtkämpfe, Intrigen und Gewalttätigkeiten verwickelt, sodass er unmöglich heiligmäßig leben kann? – Leopold ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich auch ein Machthaber bzw. Politiker in seinem Aufgabengebiet vom Glauben leiten lassen kann.
Vier Aspekte fallen bei ihm besonders ins Auge:
Seit 1663 war der Heilige der Landespatron des Erzherzogtums Österreich (NÖ/OÖ). Mit der Gründung der Republik Österreich 1918 wurde er gleichsam zum “himmlischen Landesvater” des jungen Staates. Obwohl die Leopold-Verehrung im Salzburger Land keine große Tradition hat, wurde in Saalfelden bei der Neu-Ausgestaltung der Kirche 1956/68 auch eine Statue dieses Heiligen (von J. Adlhart) aufgestellt. Dies hängt wohl mit dem Österreisch-Bewusstsein zusammen, das damals, nach NS-Regime und 2. Weltkrieg, mit der wieder errungenen Freiheit neu aufkeimte.
Möge der hl. Leopold bei Gott Fürbitte einlegen, dass die Menschen in unserem Staat auch weiterhin in Frieden und Wohlstand leben können.
Text: Herbert Berndl
Festtag: 24. September
Als Patron des Landes und des Erzbistums Salzburg ist Rupert hierzulande eine bekannte Persönlichkeit. Sein Leben und sein Wirken sind uns dagegen nicht immer ganz so geläufig. 696 soll Rupert als Missionsbischof aus Worms nach Bayern gekommen sein und Herzog Theodo getauft haben. Danach ließ er sich in Salzburg, der alten Römerstadt Juvavum, nieder. Dort errichtete er die Domkirche zu Ehren des hl. Petrus und verband sie nach irischer Gepflogenheit – die Missionare vor Rupert kamen aus Irland – mit einem Mönchskloster. Später gründete er noch das Frauenstift auf dem Nonnberg.
Der Bayernherzog schenkte Rupert neben vielen anderen Gütern auch große Anteile an den Salzquellen zu Reichenhall, was die wirtschaftliche Grundlage für die Salzburger Kirche bildete. Daher wird der Diözesanpatron auch durchwegs mit dem Salzfass dargestellt (vgl. die Statue in unserer Pfarrkirche, die Johann Baptist Scheidl 1859/60 für den damaligen Hochaltar schnitzte). Aus demselben Grund verehr(t)en ihn die Knappen in den Salinen und in den anderen Bergwerken des Landes als ihren Schutzheiligen.
Nur als Legende ist die Gründung der Marienwallfahrt zu Altötting durch den hl. Rupert anzusehen (mit dem Altöttinger Gnadenbild wird er auch öfters dargestellt). Aus den in damaliger Zeit sonst recht raren schriftlichen Aufzeichnungen lässt sich hingegen das missionarische Wirken Ruperts an verschiedenen Orten des Flach- und Pongaus gut nachweisen, so etwa in Seekirchen und Bischofshofen; dort stieß er sogar noch auf Reste christlichen Glaubens von der Römerzeit her. In den Pinzgau kam das Christentum der Überlieferung nach dann erst unter seinem Nachfolger Vitalis, weshalb dieser auch als Patron unseres Gebietes verehrt wird (Vitalis ist ebenfalls in unserer Kirche dargestellt ist, und zwar mit der Lilie als Zeichen für ein reines, lauteres Herz).
Rupert starb 716 oder 718, und zwar am Ostersonntag, dem 27. März. Wo er starb und begraben wurde, ist nicht sicher. Auf jeden Fall ließ einer seiner Nachfolger, nämlich der hl. Virgil, die Gebeine des Gründerbischofs von Salzburg bei der Weihe des neuen Domes am 24. Sept. 774 dorthin übertragen, was zur damaligen Zeit eine Heiligsprechung be-deutete.
In der Folge wurden zwei Rupertusfeste gefeiert: im Frühling (27. März) und im Herbst (24. Sept.). Letzteres Datum setzte sich durch, weil sich “Ruperti in der Fasten” oft mit der Karwoche und den Osterfeiertagen überschnitt.
Das Evangelienbuch, das Rupert bei vielen seiner Darstellungen in Händen hält, erinnert daran, dass er die Frohbotschaft in unserer Heimat neu verkündet und damit die Grundlage für eine gedeihliche religiöse und kulturelle Entwicklung gelegt hat. Für uns heute ist dies Auftrag und Mahnung, durch unser Beispiel ebenfalls immer wieder neu von unserem Glauben Zeugnis zu geben.
Text: Herbert Berndl
Festtag: 24. September
Die beiden Salzburger Diözesanpatrone Rupert und Virgil werden oft miteinander dargestellt. So war es auch auf dem früheren Hochaltar der Saalfeldner Pfarrkirche; die entsprechenden Figuren von Johann B. Scheidl (1859/60) stehen nun an den beiden hinteren Langhauspfeilern.
Die zwei Schutzheiligen haben zwar nicht zur gleichen Zeit gelebt, aber sie gehören eng zusammen, denn was St. Rupert grundgelegt hat, hat der hl. Virgil zur Blüte gebracht.
Virgil stammte aus Irland. Über seine frühe Schaffenszeit in einem nicht sicher bestimmbaren Kloster der Inselgruppe gibt es keine genaueren Hinweise. Im Rahmen der Missionsbewegungen, die sich um 600 in Richtung Mitteleuropa ausdehnten, ist auch Virgil in unser Gebiet gekommen.
Der Bayernherzog Odilo übertrug ihm 746 bzw. 747 im Auftrag des Frankenregenten Pippin den Bischofsstuhl von Salzburg. Dazu muss man wissen, dass zwar der hl. Rupert bereits zwischen etwa 696 und 720 in Salzburg als Bischof gewirkt hat und vom Bayernherzog Theodo umfangreiche Güter geschenkt bekommen hatte, dass aber erst 739 fixe Diözesangrenzen und Amtsstrukturen errichtet wurden. Der hl. Bonifatius führte dies im Auftrag Roms durch.
Zunächst leitete Virgil, so wie es in Irland Brauch war, als Abt das schon längst bestehende Kloster in Salzburg und die ganze Diözese; erst nach einigen Jahren empfing er die Bischofsweihe. Das mag auch mit einem Streit zu tun haben, den Virgil und Bonifatius miteinander austrugen. Der hochgelehrte Virgil vertrat nämlich die Meinung, auf der anderen Seite der Erde lebten ebenfalls Menschen (“Antipoden”), was soviel heißt, als dass die Welt kugelförmig zu denken sei. Dies widersprach der biblisch-christlichen Vorstellung der damaligen Zeit und roch nach Irrlehre. Virgil wurde sogar zum Papst vorgeladen, die Sache verlief aber im Sand. Heute wissen wir, wie richtig Virgil mit seiner Annahme lag.
Zumeist wird Virgil – so wie in unserer Kirche auch – mit einem Kirchenmodell dargestellt. Es erinnert daran, dass er den ersten Dom errichtete, der mit seinen 66 m Länge für die Lande nördlich der Alpen einen atemberaubend großen Bau darstellte. Am 24. September 774 weihte er dieses Gotteshaus und übertrug die Gebeine des Gründerbischofs Rupert dorthin, was zur damaligen Zeit eine Heiligsprechung bedeutete. Virgil fand dort nach seinem Tod 784 selber die letzte Ruhestätte, aber man vergaß ihren genauen Platz. Erst beim Neubau unter Erzbischof Konrad III. fand man das Grab 1181 wieder, worauf Virgil ebenfalls heilig gesprochen wurde (1233).
Freilich, Virgil wurde nie eine volkstümlicher Heiliger. Schon im Leben war er irgendwie ein Fremder geblieben mit zum Teil ganz anderen Glaubenstraditionen.
Aber sein Wirken ist bis heute spürbar:
Er förderte energisch die Mission bei den Slawen, die im ganzen östlichen Alpenraum daheim waren. Das Salzburger Missionsgebiet erstreckte sich bekanntlich in die Steiermark und nach Kärnten und bis ins heutige Ungarn hinein. Ja sogar in der heutigen Slowakei waren Glaubensboten aus Salzburg tätig.
Der Salzburger Dom war lange Zeit eines der herausragendsten Bauwerke in deutschen Landen, und der spätromanische Nachfolgebau aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert sowie die jetzige frühbarocke Metropolitankirche (geweiht 1628) sind in ihrer Größe, Pracht und Bedeutung würdevolle Erben des Gründungsbaues.
Und der Gelehrsamkeit des bischöflichen Heiligen entsprechend, hat man das Bildungshaus der Erzdiözese in Salzburg-Aigen “St. Virgil” genannt.
Text: Herbert Berndl
Gedenktag: 20. Oktober
Patron des Pinzgaues, der Kinder und der Schwangeren
Unter den großen Bischöfen, die das Bistum Salzburg hervorgebracht hat, ist Vitalis einer der bedeutendsten. In der Stiftskirche St. Peter in Salzburg wird der direkte Nachfolger des Bistumsgründers Rupert bis zum heutigen Tag besonders verehrt. Wenige Meter vom ehemaligen Felsengrab Ruperts entfernt, erhebt sich im südlichen Querhausarm der kleine Vitalis-Altar mit einer goldenen Vitalis-Statue. Darunter befindet sich das Grab des Bischofs, der nie offiziell kanonisiert wurde. Das Grabrelief von Vitalis, geschaffen 1497 von einem Meister mit dem Namen Hans, ist die bedeutendste mittelalterliche Grabplastik Salzburgs.
Über Herkunft, Jugendzeit und Hinwendung zum Seelsorgerdasein von Vitalis sind keine exakten Daten überliefert. Sein Name erscheint erst, als er Schüler von Abt-Bischof Rupert von Salzburg war. Nach Ruperts Tod am 27. März 718 wurde Vitalis zum Nachfolger seines Lehrmeisters ernannt und bekleidete in den folgenden zwölf Jahren das Amt des Abt-Bischofs. Rupert hatte Vitalis noch selbst zu seinem Nachfolger bestimmt.
Eine besonders segensreiche Tätigkeit entfaltete Abt-Bischof Vitalis – die Salzburger Bischöfe waren zu jener Zeit auch Äbte des Stiftes St. Peter, der Keimzelle der Stadt Salzburg – außer an seinem Bischofssitz auch im Pinzgau. Rupert hatte dort ebenfalls schon eifrig missioniert, und Vitalis setzte das begonnene Werk mit großem Einsatz fort. So gilt Vitalis noch heute als Schutzpatron des Pinzgaues. Durch das Bemühen von Vitalis konnte sich das Christentum in und um Salzburg ausbreiten und erfuhr von ihm starke Unterstützung.
Vitalis starb an einem 20. Oktober um 730 und wurde in der Abteikirche St. Peter beigesetzt. Im Mittelalter war er der meistverehrte Bischof Salzburgs, seine Grabstätte wurde zu einer vielbesuchten Wallfahrtsstätte.
Ein Heiligsprechungsverfahren wurde zwar eingeleitet, aber nie zu Ende geführt. Papst Leo X. gestatte 1519 die Verehrung von Vitalis für St. Peter, Papst Urban VIII. erweiterte sie 1628 auf die Diözese Salzburg.
(Quelle: Schauber / Schindler, Heilige u. Namenspatrone i. Jahreslauf)
Festtag: 27. Dezember
Der Apostel Johannes, Verfasser des vierten Evangeliums, überlebte alle seine Mitapostel. Er ist der einzige Apostel, der – allerdings nach mehreren Tötungsversuchen durch Kaiser Domitian – eines natürlichen Todes starb. Paulus nannte Johannes einmal zusammen mit Petrus und Jakobus “die Säulen der Kirche”.
Johannes war der Sohn von Zebedäus und Salome und stammte aus Betsaida am See Genezareth. Sein Bruder war Jakobus der Ältere, ebenfalls ein Apostel des Herrn. Vor seiner Berufung zum Apostel verdiente sich Johannes seinen Lebensunterhalt als Fischer. Er übte damit denselben Beruf aus wie Simon Petrus und Andreas. Johannes gehörte von Anfang an zu den von Jesus bevorzugten Jünger. So schreibt Johannes in seinem Evangelium bei der Schilderung des letzten Abendmahls: “Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte.” (Joh 13,23) Auch mit Petrus verband den Fischer vom See Genezareth eine tiefe Freundschaft.
Nach der kirchlichen Überlieferung kam Johannes um das Jahr 69 nach Ephesus, von wo aus er dann alle Kirchen, die er vorher gegründet hatte, leitete.
Im Jahr 95 soll der inzwischen schon hochbetagte Apostel von Kaiser Domitian, einem grausamen Christenverfolger, verhaftet und gemartert worden sein. Johannes überlebte aber wunderbar und wurde daraufhin auf die griechische Insel Patmos verbannt. Hier schrieb Johannes seine berühmte “Apokalypse”. Nachdem Domitian gestorben war, konnte Johannes wieder nach Ephesus zurückkehren und dort sein Evangelium, das sogenannte “Vierte Evangelium”, verfassen. Um das Jahr 101 starb Johannes in hohem Alter in Ephesus. Sein bleibendes Vermächtnis an uns sind das Johannes-Evangelium, die drei Briefe und die geheime Offenbarung.
Festtag: 24. Juni
Person und Leben des hl. Johannes d. T. sind engstens verbunden mit Person und Leben Jesu. Das wird etwa in den Kindheitserzählungen, die der Evangelist Lukas ganz parallel gestaltet hat, deutlich (Lk 1,5-2,40): Wie bei Jesus wird auch die Geburt des Johannes vom Engel Gabriel seinen Eltern Elisabet und Zacharias angekündigt, wobei sein Name bestimmt und der Lebensweg angedeutet wird. Die Geburt (sechs Monate vor jener des Herrn) ist ebenfalls von Wundern und staunenswerten Ereignissen begleitet.
Noch im Mutterleib geborgen, begegnen einander die zwei Gottesverkünder, als nämlich Maria ihre Verwandte Elisabet, die Mutter des Johannes, besucht, und dabei der Hl. Geist den beiden Frauen prophetische Worte in den Mund legt.
Die Verbundenheit zwischen Jesus und Johannes ist freilich nicht nur verwandtschaftlicher Natur, sie zeigt sich auch in ihrer Botschaft an die Menschen: Umkehr und Buße. Johannes lebt diese Inhalte ganz konkret in einem asketischen Leben (Kamelhaargewand, Heuschrecken und wilder Honig als Nahrung, Mk 1,6). Zeichen der Umkehr und zugleich der Vergebung durch Gott ist die Taufe, der sich auch Jesus unterzieht. Es ist das bekannteste und bedeutendste Ereignis im Leben des Täufers. Freilich ist die Bußtaufe des Johannes nur ein Vorgeschmack der Taufe mit dem Hl. Geist, die ein österliches Geschenk des Erlösers für seine Kirche ist (vgl. Mk 1,8).
Johannes findet klare Widerworte, er spricht Missstände und Verfehlungen kompromisslos an, so auch die nicht der Ordnung entsprechende Ehe von König Herodes Antipas mit seiner Schwägerin Herodias. Als „Regimekritiker“ kommt er daher ins Gefängnis und wird schließlich auf Anstiften der Königin enthauptet. Sein Haupt wird auf einer Schale den Verantwortlichen übergeben (Mt 14,3-12).
Bedeutung für den Glauben:
Johannes steht am Übergang vom Alten zum Neuen Testament, er ist Prophet, Vorläufer und Wegbereiter für den Messias: „Bereitet den Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen …“ (Lk 3,4-6 nach Jes 40,3-5). Er tritt wirkmächtig auf, um dann die „Bühne freizugeben“ für den, den er ankündigt: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden“ (Joh 3,30). Die Bedeutung und Größe Jesu drückt er damit aus, dass er nicht wert sei, ihm die Schuhe aufzuschnüren (Mk 1,7). Prophetisch klingt sein Hinweis auf Jesus, den wir in jeder Messfeier wiederholen: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29).
Gleichzeitig hat Johannes eine herausragende Stellung, die Jesus selber deutlich formuliert: „Unter allen Menschen gibt es keinen größeren als Johannes“ (Lk 7,28).
Verehrung:
Die Bedeutung des Täufers äußert sich in der Verehrung durch die Gläubigen seit frühester Zeit. Seiner Fürbitte wird großes Vertrauen entgegen gebracht. So sind er und Maria die ersten und wichtigsten Fürsprecher beim Jüngsten Gericht und werden entsprechend zu Seiten Christi dargestellt.
Die hohe Stellung des Heiligen zeigt sich auch darin, dass liturgisch (wie es sonst nur noch beim Herrn selber und seiner Mutter Maria der Fall ist) sein Geburtstag gefeiert wird: der 24. Juni (sechs Monate vor dem Erlöser!), der als Sonnwendtag mit vielen (vorchristlichen) Bräuchen verbunden ist.
Darstellung:
Darstellungen zeigen den hl. Johannes d. T. oft bei der Taufe Jesu im Jordan oder bei seiner Predigt. Bei Einzeldarstellungen, wie etwa in unserer Pfarrkirche, trägt er das erwähnte Kamelhaargewand und hat eine Taufmuschel in der Hand. Auf einem (Kreuz-)Stab, Zeichen des Wanderpredigers, hängt ein Spruchband „Ecce Agnus Dei“ („Seht das Lamm Gottes“). Das Lamm wird ihm ebenfalls oft beigegeben.
Patronate:
Johannes gilt als Patron vieler Berufsgruppen (z. B. der Weber, Schneider, Färber, Gerber und Kürschner – wegen seines Gewandes) und in verschiedenen Situationen, so etwa bei Kopfschmerzen (wegen der Enthauptung!). An manchen Orten, wie etwa in der Kapelle auf der Hohen Salve, werden Nachbildungen des auf der Schale liegenden abgeschlagenen Hauptes aufbewahrt („Johannesschüssel“), die am Festtag des Heiligen den Gläubigen aufgelegt werden, um diese vor Kopfleiden zu bewahren.
Johannes ist auch Patron diverser Länder, Städte, Institutionen und Vereinigungen, z. B. von Malta, Zypern, Florenz, Breslau, des Bistums Gurk-Klagenfurt und des nach ihm benannten Johanniter- (=Malteser-)Ordens.
Das Johannes-Patrozinium der Saalfeldner Kirche deutet unter Beachtung der Siedlungs- und Missionsgeschichte auf ein sehr hohes Alter des Gotteshauses hin. Es dürfte in das 8. Jhdt. zurückreichen. Damals gab es wohl ein lockeres Netz von Kirchen, aber noch keine Pfarren im heutigen Sinn. Bestimmte Gotteshäuser hatten jedoch eine herausragende Stellung, etwa als Taufkirchen; und als solche waren sie meist dem Täufer geweiht.
Text: Herbert Berndl
Gedenktag: 13. September
Ein außergewöhnlicher Anblick bietet sich dem Besucher der Barockkirche im tirolerischen Eben am Achensee: Am Hochaltar steht, aufrecht in einem Glasschrein und in kostbare Brokatgewänder gekleidet, das zur Gänze erhaltene Skelett einer Frau, die in der rechten Knochenhand eine Sichel hält. Eine Heiligenverehrung dieser Art erlebt man selten, sie beweist die Volksnähe der Patronin dieses Gotteshauses, der heiligen Notburga. Zu Ehren der Schutzheiligen der Mägde und Dienstboten wurde das ursprünglich gotische Gotteshaus 1735 umgebaut und die Gebeine Notburgas am Altar aufgestellt.
Notburga kam um das Jahr 1265 in dem Tiroler Dorf Rattenberg bei Kramsach zur Welt und wurde, kaum dem Kindesalter entwachsen, Dienstmagd bei den Grafen von Rottenburg im Unterinntal. Täglich sparte sich das Mädchen dort Nahrung vom Mund ab, um den Armen und Bettlern etwas zukommen zu lassen.
Dann aber starb die Gräfin, und deren Schwiegertochter Ottilie verbot Notburga, den Bedürftigen zu helfen. Nach schweren Auseinandersetzungen musste die Dienstmagd die Grafenburg verlassen und wurde Magd bei einem Bauern in Eben. Doch auch hier bekam Notburga bald Schwierigkeiten. Als der Bauer eines Tages befahl, auch noch nach dem Feierabendläuten auf dem Feld den Weizen zu schneiden, erhob sich Notburga, rief laut das Wort “Feierabend” und warf ihre Sichel in die Luft. Es wird berichtet, dass daraufhin wie durch ein Wunder das Handwerkzeug in der Höhe schweben blieb. Noch heute kann man an einem Bauernhaus wenige Meter von der Ebener Kirche entfernt lesen, dass an dieser Stelle das Sichelwunder geschehen sei.
Nach dem Tod von Gräfin Ottilie durfte Notburga dann wieder zum Schloss Rottenburg zurückkehren, wo sie bis zu ihrem Tod treu und verantwortungsbewusst diente. Am 14. September 1313 starb Notburga, noch keine 50 Jahre alt. Die Verehrung für die Dienstmagd breitete sich rasch aus, und bis heute gehört Notburga zu den meistverehrten Heiligen Tirols; ihr Kult wurde 1862 approbiert. Die Isidor- und Notburga-Bruderschaft in München schenkte der Ebener Notburga-Kirche zum 100jährigen Jubiläum der Approbation eine riesige Votivkerze. Die Kirche begeht den Festtag der heiligen Magd aus Tirol am 14. September. In Innsbruck und in Salzburg hingegen wird das Fest Notburgas am 13. September begangen.
In unserer Pfarrkirche ist die Statue der hl. Notburga gegenüber der großen Caritas-Heiligen Elisabeth von Thüringen aufgestellt.
Verehrung und Brauchtum:
Die Grabstätte Notburgas in Eben ist bis heute ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Leben und Wirken der Dienstmagd wurden in verschiedenen Geschichten, Schauspielen und Liedern festgehalten.
Darstellung:
Notburga von Eben ist als einfache Dienstmagd dargestellt, oft trägt sie auf Abbildungen einen Krug oder Brot in ihrer Schürze als Hinweis auf ihre Mildtätigkeit gegenüber den Armen. Oft wurde natürlich auch das Sichelwunder dargestellt. Die Deckenfresken in der Ebener Notburga-Kirche erzählen die gesamte Lebensgeschichte der hochverehrten Dienstmagd.
(Quelle: Schauber / Schindler, Heilige u. Namenspatrone i. Jahreslauf)
Gedenktag: 19. November
Elisabeth gehört zu den großen Frauengestalten der katholischen Kirche, ja der Geschichte überhaupt. “Heilige der Gerechtigkeit” nannte der Theologe Theodor Schnitzler sie, Friedrich Heer porträtierte sie als “eine der zartesten und liebenswertesten Heiligengestalten des Mittelalters”. Elisabeth hatte die Armutsidee des großen Franz von Assisi, der zur selben Zeit lebte wie sie, mit einer solchen Radikalität verwirklicht wie wohl kaum noch jemand nach ihr.
Elisabeth kam im Jahr 1207 als Tochter des ungarischen Königs Andreas II. zur Welt. Bereits als Vierjährige wurde sie mit dem thüringischen Landgrafen-Sohn Ludwig IV. verlobt und dem Hof in Thüringen übergeben. Als Elisabeth 14 Jahre alt war, fand die Hochzeit schließlich statt. Das unmögliche geschah: Die Ehe des jungen Paares wurde überaus glücklich. Innerhalb weniger Jahre schenkte Elisabeth drei Kindern das Leben. Das jüngste, 1227 geboren, sollte den Vater nicht mehr kennen lernen: Ludwig IV. starb während eines Kreuzzuges.
Bereits während den sechs Ehejahren mit Ludwig galt Elisabeths Zuwendung den Ärmsten der Gesellschaft. Sie kümmerte sich um die Versorgung der Bedürftigen, stieg selber von der Wartburg, dem Sitz der Familie, in die Armenviertel hinab und leistete Hilfe, wo immer sie konnte. Gegen alle Angriffe, denen Elisabeth wegen ihres ganz und gar unhöfischen Lebensstieles von Seiten des Adels ausgesetzt war, verteidigte sie ihr ebenso tiefgläubiger wie herzensguter Mann Ludwig. Ein Wort von ihm ist überliefert: “Wenn sie mir nur die Wartburg nicht verschenkt, bin ich’s wohl zufrieden.”
Nachdem Ludwig IV. gestorben war, wurde Elisabeth, nun ohne jeglichen Schutz, vom Adel bitter bestraft. Ludwigs jüngerer Bruder übernahm die Macht und stellte Elisabeth vor die Wahl: Entweder sie passe sich den höfischen Sitten an oder sie würde ihres gesamten Witwengutes beraubt und müsse die Wartburg verlassen. Elisabeth entschied sich für das arme Leben und verließ mit ihren drei Kindern die Wartburg. Mit Hilfe einer Abfindung, welche auf Drängen des Seelenführers von Elisabeth später an sie ausgezahlt wurde, gründete die 20jährige in Marburg (in Hessen) ein Spital. Ein Jahr später, 1228, trat Elisabeth als Terziarin in den Franziskanerorden ein und legte am Karfreitag die Gelübde ab. Sie hatte der Welt endgültig entsagt. In völliger Selbstaufgabe widmete sich Elisabeth in den folgenden drei Jahren bis zu ihrem Tod den Werken der Nächstenliebe, immer unter den Augen ihres zu strengen Seelenführers, der ihr durch seine Härte noch mehr Leid zufügte, als sie sich selbst schon aufgeladen hat.
Elisabeth von Thüringen starb am 17. November 1231, aufgezehrt von der Sorge und dem Mitleid für andere. Schon vier Jahre später wurde sie von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Am Grab der Wohltäterin ereignen sich bis heute noch zahlreiche Wunder durch ihre Fürsprache.
(Quelle: Schauber / Schindler, Heilige u. Namenspatrone i. Jahreslauf)
Festtag: 19. März
Der Altar im rechten Seitenschiff unserer Pfarrkirche wird als Josefsaltar bezeichnet. Die darüber befindliche Figurengruppe von Jakob Adlhart (1966) stellt den Heiligen zusammen mit Maria und dem Jesuskind dar.
Die zwei wichtigsten Verehrungsformen des hl. Josef sind in dieser Figurengruppe zusammengefasst:
Josef ist einerseits das große Vorbild der Familienväter; so ist er hier auch als Ziehvater Jesu (in der alten Ausdrucksweise “Nährvater”) zusammen mit seiner Familie dargestellt. Andererseits gilt Josef als Patron der Arbeiter. Der Zimmermannswinkel weist ihn als handwerklich Tätigen aus.
Was wir über den hl. Josef wissen, steht in den Evangelien nach Matthäus (1,18-25; 2,13-23) und Lukas (2,1-27;39-51); wir erfahren von der Verlobung mit Maria und deren unvermuteten Schwangerschaft durch das Wirken des Hl. Geistes, von der Wanderung nach Betlehem, wo Maria Jesus zur Welt bringt, von der Darbringung im Tempel, der Flucht nach Ägypten, der Rückkehr nach Nazaret und der Suche nach dem 12jährigen Jesus im Tempel.
Über diese biographischen Angaben hinaus wollen die Evangelien zwei wichtige Aspekte betonen:
Josef stammte aus dem Haus Davids. Da Josef, vom Gesetz her betrachtet, als Vater Jesu galt (deshalb “Nährvater”), war auch Jesus ein Nachkomme Davids – und der Messias musste aus dem Haus Davids kommen (vgl. 2 Sam, 7:12-13; Jes 9,6; 11,1-12)! Und: Josef war “gerecht” (Mt 1,19). Dieser Ausdruck aus dem jüdischen Empfinden bezeichnet jemanden, der “recht” handelt, der sich nicht an den typisch menschlichen Verhaltensmaßstäben orientiert, sondern an dem, was Gott will. Bei Josef wird das dadurch zum Ausdruck gebracht, dass ihm ein Engel (=Bote Gottes) im Traum den Willen Gottes mitteilt (Mt 1,20; 2,13.19-20).
Andere Quellen zum Leben des hl. Josef sind stark legendär. Ihnen zufolge war Josef bereits ein Greis, als ihm Maria zur Frau gegeben wurde. Deshalb und im Hinblick auf Marias Jungfräulichkeit wurde die Ehe – so die Legende – nicht körperlich vollzogen (“Josefsehe”).
Der Eheschließung war ein zeichenhaftes Auswahlverfahren vorausgegangen: Für Maria, die im Tempel zu Jerusalem ihre Erziehung erhielt, wurde aus jedem Stamm Israels ein Bräutigam ausgesucht. Sie hatten ihre Wanderstäbe am Altar niederzulegen. Als der Stab Josef austrieb und Blüten trug, war dies die himmlische Bestätigung, dass Josef der Ehemann Mariens werden sollte. Daher wird Josef oft mit einem blühenden Stab bzw. mit Lilien dargestellt – die wiederum Zeichen der reinen Liebe sind.
Gestorben soll Josef noch vor dem öffentlichen Auftreten Jesu sein, mit Jesus und Maria an seiner Seite. Von daher ist er himmlischer Fürsprecher für eine glückliche Todesstunde: Durch die Sakramente der Buße und der Kommunion soll der/die Sterbende wie Josef die innige Nähe Jesu erfahren können.
Die Verehrung des Heiligen kam in der Ostkirche schon relativ früh auf, im Abendland jedoch erst im Spätmittelalter. Saalfelden kann dabei mit einem frühen Beispiel des Josefskults aufwarten: 1521 weihte Bischof Berthold Pürstinger einen Altar in der Pfarrkirche zu Ehren der hll. Anna, Joachim und Josef, der Vorfahren Jesu.
Im 17. Jahrhundert breitete sich der Kult des hl. Josef weit aus. Die Habsburger erwählten ihn 1675 zum Patron ihrer Erblande, weshalb er bis heute Landespatron von Tirol, Steiermark und Kärnten ist.
1870 erhob Papst Pius IX. den Heiligen zum Schutzherrn der ganzen Kirche.
Text: Herbert Berndl
Gedenktag: 13. Juni
Sein bewegtes Leben sei in aller Kürze umrissen: Um 1195 kam der Heilige in Lissabon zur Welt. Eine gediegene (universitäre) Ausbildung und seine großen geistigen Fähigkeiten ließen eine glänzende geistliche Laufbahn erwarten. Sein Leben wandelte sich aber urplötzlich, als man die sterblichen Überreste der ersten Franziskaner-Missionare, die in Marokko das Martyrium erlitten hatten, nach Portugal überführte. Tief betroffen und erfüllt vom Wunsch, ihre Stelle einzunehmen, trat Ferdinand – so sein Taufname – in den noch jungen Franziskanerorden ein und erhielt dabei den Namen Antonius.
Als Glaubensbote im islamischen Nordafrika musste er freilich wegen hartnäckiger Krankheit bald aufgeben. Als bei der Rückreise sein Schiff durch einen Seesturm nach Sizilien verschlagen wurde, nahm Antonius dies zum Anlass, zum Ursprungsort seines Ordens, nach Assisi, zu wandern.
Dort wurde man auf den begabten jungen Mönch aufmerksam. Als großen Theologen und Kenner der Hl. Schrift setzte ihn Franziskus in der Ausbildung der jungen Mitbrüder und in der Leitung der ober-italienischen Ordensprovinzen ein, wozu sich Antonius in Padua niederließ.
In einem Nonnenkloster nahe der Stadt starb er am 13. Juni 1231, völlig entkräftet von den anstrengenden Predigtreisen und seinen vielfältigen Diensten, im Alter von nur ca. 35 Jahren. (Nach dem kürzesten Heiligsprechungsverfahren der Kirchengeschichte wurde Antonius 1232 vom Papst als Heiliger anerkannt.)
Die Darstellungen zeigen ihn meist, wie er das Jesuskind liebevoll in die Arme nimmt, so auch das kleine Gemälde in der Saalfeldner Pfarrkirche. Dieser Bildtyp geht auf die Legende zurück, wonach ein Bekannter zufällig beobachtet hat, wie das Jesuskind, auf der Bibel stehend, dem Heiligen in seiner Zelle erschien. Dies ist symbolischer Ausdruck dafür, dass Jesus Christus wie in den eucharistischen Gestalten so auch im Wort des Evangeliums gegenwärtig ist.
Antonius wird vor allem von jenen als Patron verehrt, die etwas verloren haben oder zu verlieren drohen:
Da sind zunächst die Vergesslichen oder die, die einfach einen Gegenstand nicht mehr finden, vom Schlüsselbund über die Brille bis zum Computer-Dokument. Aus dem Leben des Heiligen haben wir freilich eine mahnende Wundergeschichte, wohin unser Suchen und Trachten gehen soll: Nach dem Tod eines Wucherers fand man dessen Herz bei seinen Geldkisten. Jesus sagt ja (im Bezug auf die ewigen Güter): Wo euer Schatz ist, dort ist auch euer Herz (Lk, 12,34)
Da sind weiters die Liebenden und die Eheleute: Die Liebe ist zerbrechlich; und wenn sie verloren geht, liegt oft das ganze Leben in Trümmern.
Und da sind die Verzweifelten und jene, die ihren Mut verloren haben. So wenden sich viele in aussichtslos erscheinenden Situationen an den heiligen Wundertäter. Das kann man auch auf die ausweiten, die einen lieben Menschen durch Tod verloren haben. Von Antonius wird sogar berichtet, dass Tote auf sein Gebet hin wieder lebendig wurden, viel wichtiger aber ist wohl, dass die Trauernden in ihrem Leid Trost finden durch menschliche Zuwendung.
Die Zeitgenossen des Heiligen haben seine tiefe Verbundenheit mit Gott gespürt. Dies geschieht bis zum heutigen Tag. Zeichen der Verehrung und des Vertrauens in seine Fürsprache ist die große Basilika in Padua, die über dem Grab des hl. Antonius erbaut wurde und bis heute ein viel besuchtes Wallfahrtsziel ist.
Text: Herbert Berndl
Der hl. Martin von Tours (11. November)
Ihn kennt jedes Kind – und das trifft wortwörtlich zu: in den Kindergärten feiert man das Fest des hl. Martin mit Laternenumzug, Martinikipferl und oft auch mit der szenischen Darstellung jenes berühmten Ereignisses im Leben des Heiligen, das auch auf dem Altar in unserer Pfarrkirche dargestellt ist: Martin teilt seinen Mantel mit einem Bettler. Dazu sollte man bedenken, dass der Mantel in alten Zeiten für die Menschen nicht nur Schutz vor Wind oder Kälte am Tag bot, sondern auch als Bettdecke diente. Ein halber Mantel bedeutete daher einen deutlich verminderten Schutz. Aber: Martin verschenkte nicht seinen ganzen Mantel, sonst wäre er gänzlich schutzlos, gleichsam selber in der Bettlerrolle gewesen. Christliches Helfen muss „mehr“ im Blick haben. Die Botschaft der Liebestat des hl. Martin ist deutlich: „Teilen macht mehr draus“.
Dabei war Martin christliches Glauben und Handeln nicht in die Wiege gelegt. Sein Name (Martinus=kleiner Kriegsgott Mars) erinnert daran, dass sein Vater Heide und Offizier im römischen Heer war. Geboren wurde Martin um 316/317 in Savaria (Steinamanger/Szombathely, heute Westungarn), aufgewachsen ist er in Pavia (Lombardei). Mit 15 Jahren musste er auf Anordnung des Vaters in den Militärdienst eintreten. Gleichzeitig lernte er den christlichen Glauben näher kennen und wurde mit 18 Jahren vom hl. Hilarius, nachmals Bischof von Poitiers und zeit seines Lebens Wegbegleiter Martins, getauft. Das Ringen um eine aufrechte christliche Lebensweise begleitete ihn weiter.
Ein einschneidendes Erlebnis war die erwähnte Mantelteilung am Stadttor von Amiens (Nordfrankreich). In der folgenden Nacht erschien ihm im Traum dann Christus mit dem Mantelstück bekleidet, gleichsam als Bestätigung des Jesus-Wortes: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,4). Martin verließ schließlich die Armee, wirkte zunächst als Missionar in Pannonien und Illyrien und wurde danach Einsiedler auf einer Insel im Golf von Genua, später dann in Ligugé nahe Poitiers (Westfrankreich). Gleichgesinnte schlossen sich ihm dort an, sodass daraus das erste Kloster Frankreichs entstand. Die eremitisch-asketische Lebensweise behielt Martin bei, auch als er 371/372 auf Drängen des Volkes zum Bischof von Tours erhoben wurde. Martin wollte dieses Amt nicht antreten und versteckte sich, so die Legende, in einem Gänsestall – eine schlechte Idee, denn Gänse sind sehr wachsame Tiere; wegen des Geschnatters wurde er denn auch entdeckt und zum Bischof gemacht.
Als solcher bereiste er seine Diözese, bestärkte die Christen in ihrer Lebensweise und gewann weitere zur Schar der Glaubenden hinzu. Seine Bescheidenheit, seine Fürsorge für die Armen, seine Gerechtigkeit und Glaubenstreue und verschiedene Wundertaten, die von ihm berichtet wurden, machten ihn schon zu Lebzeiten zu einem heiligmäßig verehrten Menschen. So gab es sogar Streit, wo der Leichnam nach seinem Tod am 8. November 397 (?) bestattet werden sollte. Schließlich wurde er am 11. November – daher der Gedenktag – in seiner Bischofsstadt Tours beerdigt. Martin war der erste Nicht-Märtyrer, der als Heiliger verehrt wurde.
Sein Kult breitete sich rasch aus, vor allem als er zum Patron des fränkischen Reiches ernannt wurde; auch die Karolinger (7./9. Jhdt.) sahen ihn als ihren Schutzpatron an. Viele Kirchen, die damals gegründet wurden, tragen sein Patrozinium, etwa Hallwang, Thalgau und Strasswalchen. Auch in der Stadt Salzburg stand auf befestigtem Platz nahe dem heutigen Kloster Nonnberg offenbar schon vor der Ankunft des hl. Rupert eine Martinskirche. Da auch Reliquien des Heiligen in Salzburg vorhanden sind – heute im Dom; dort ist eine Seitenkapelle ihm geweiht –, ist Martin seit alters her Schutzheiliger der Stadt Salzburg (in jüngerer Zeit zusammen mit dem hl. Johannes Nepomuk). Daher hat ihn Bildhauer Jakob Adlhart auch am Stipes (Altarblock) des früheren Volksaltares im Salzburger Dom (1972) dargestellt, der 2007 in unsere Pfarrkirche übertragen wurde.
Im Volk hatte der Martinitag besondere Bedeutung, weil er den Übergang zum Winter markierte. Es war auch der Zeitpunkt, um den Grundherrn die entsprechenden Abgaben zu liefern; das war oftmals der neue Wein. Tiere, z. B. Gänse, wurden um diese Zeit geschlachtet (und verzehrt), weil man sie nicht über den Winter durchfüttern konnte. Bald darauf begann die vorweihnachtliche Fastenzeit.
Martins Kapuzenmantel (lat. „Cappa“) galt als Reichsreliquie und wurde seit 679 im Königspalast in Paris aufbewahrt. Der Gottesdienstraum, wo er aufbewahrt wurde, erhielt von dieser Mantelreliquie den Namen „Capella“. Dieser Begriff wurde dann auf alle Residenzkirchen angewendet, später auf alle Kirchen ohne Pfarrrechte, schließlich auf alle kleinen Gottesdienst- und Gebetsräume. Die Geistlichen, die dort wirkten, waren die „Capellani“ (Kapläne).
Martin gehört seit jeher zu den Nationalheiligen von Frankreich und Ungarn, er ist Schutzheiliger der Diözesen Mainz, Rottenburg-Stuttgart und Eisenstadt; aufgrund der Lebensbeschreibung und der Legenden wird er unter anderem als Patron der Soldaten und Reiter, der Hufschmiede, Weber, Gerber, Schneider, Winzer und Gastwirte sowie der Reisenden, der Armen, der Gefangenen und der Haustiere angerufen.
Text: Herbert Berndl